Hussong und Vetter starten mit Sieg - Krause mit starkem Solo
Beim Pfingstsportfest in Rehlingen hat sich Speerwerferin Christin Hussong am Montag knapp vor Christina Obergföll durchgesetzt. Bei den Männern hielt Johannes Vetter starke nationale Konkurrenz in Schach. Hindernis-Ass Gesa Felicitas Krause stürmte im Alleingang zu 6:09,46 Minuten über die 2.000-Meter-Strecke.
Vier DLV-Speerwerferinnen mit Medaillen-Potenzial kämpfen um drei Tickets zu den Olympischen Spielen (12. bis 21. August). Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 62,57 m) hat ihren Sommer in Rehlingen mit einem Sieg eröffnet - und gleich die Norm (62,00 m) für Rio de Janeiro (Brasilien) erfüllt. Dabei entschied sie den ersten Schlagabtausch mit Christina Obergföll (LG Offenburg; 61,62 m) knapp für sich.
„Ich bin echt super zufrieden“, erklärte Christin Hussong. „Ich bin zwar bei zwei Versuchen übergetreten, technisch waren die Würfe aber gut. Jetzt kann ich ganz befreit in den nächsten Wettkämpfen werfen.“
Weltmeisterin Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen) war in Doha (Katar) mit 62,12 Metern in die Saison eingestiegen. Dass diese Weiten so eng beieinander liegen zeigt, wie spannend der Fight um die Startplätze ist. Der Saisonauftakt von Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) steht noch aus.
Johannes Vetter knackt Olympia-Norm
Genauso hart umkämpft - sogar noch mit mehr Kandidaten - sind die Olympia-Tickets im Speerwurf der Männer. Hier entschied Johannes Vetter (LG Offenburg) das erste Aufeinandertreffen gegen Teile der nationalen Konkurrenz für sich. Mit 84,38 Metern übertraf der WM-Siebte erstmals in diesem Sommer die Norm für Rio (83,00 m). „Damit bin ich erstmal zufrieden, das war guter Einstieg“, freute er sich. „Es war wichtig zu zeigen, dass man mit mir rechnen kann in diesem Jahr.“
Auf den zweiten Platz kam Andreas Hofmann (MTG Mannheim; 82,47 m), der bei seinem Saisonauftakt die Norm (81,50 m) für die Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande; 6. bis 10. Juli) übertraf. Das gelang erstmals auch dem Viertplatzierten Lars Hamann (Dresdner SC 1898; 81,68 m). Dazwischen lag als Dritter Julian Weber (USC Mainz), der seine Bestleistung in der laufenden Saison zum dritten Mal auf 82,26 Meter verbesserte und die EM-Norm schon in der Tasche hatte.
Noch weiter als das DLV-Quartett an der Spitze des Feldes von Rehlingen hat Thomas Röhler (LC Jena; 85,71 m) bei seinem Sieg beim Diamond League-Meeting in Shanghai (China) am Samstag geworfen.
Gesa Felicitas Krause von der Spitze weg
Bärenstark war der Auftritt von Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) über 2.000 Meter Hindernis. Die WM-Dritte lief im Alleingang 6:09,46 Minuten - nur bei ihrem deutschen Rekord (6:04,20 min) zum Saisonabschluss beim ISTAF im vergangenen Jahr war die 23-Jährige jemals schneller über die Distanz unterwegs. „Ich wollte unter 6:10 Minuten laufen, und das ist mir gelungen. Ich bin einfach froh, dass es im Alleingang so schnell war“, lautete das Fazit nach dem Rennen.
Der Vergleich zum Einstieg im Vorjahr (6:15,52 min) unterstreicht, was schon die Bestzeiten über 1.500 Meter (4:08,91 min) und 3.000 Meter (8:49,43 min) aus der Halle angedeutet haben: Die Form ist noch besser als 2015.Die volle Distanz über 3.000 Meter Hindernis wird Gesa Felicitas Krause erstmals beim Diamond League-Meeting in Eugene (USA, 28. Mai) in Angriff nehmen, um die Olympianorm von 9:45,00 Minuten abzuhaken.
Homiyu Tesfaye über 800 Meter vorn
Über 800 Meter machte der Frankfurter Homiyu Tesfaye nach seiner Verletzungspause einen weiteren Schritt nach vorne auf dem Weg zu alter Stärke. Im Endspurt setzte er sich nach 1:47,44 Minuten gegen die Spezialisten durch und war selbst ein wenig überrascht. Seinen ersten 1.500er plant er am 22. Mai bei Diamond League-Meeting in Rabat (Marokko).
Bei den Frauen wiederholte die WM-Finalistin Rénelle Lamotte (Frankreich) in 2:00,99 Minuten ihren Vorjahreserfolg. Dahinter kam Christina Hering (LG Stadtwerke München) in 2:02,13 Minuten auf Rang zwei. „Mein Ziel, so schnell einzusteigen wie noch nie, habe ich deutlich geschafft. Dabei waren die Bedingungen mit ordentlichem Gegenwind nicht perfekt“, bilanzierte sie. Die 21-Jährige ist zuversichtlich, die geforderte Rio-Norm (2:01,50 min) bald zu unterbieten, vielleicht ja schon in Dessau (27. Mai).
Ruth Sophia Spelmeyer gewinnt erstes Kräftemessen über 400 Meter
Mit Spannung verfolgten die rund 3.000 Zuschauer im Bungertstadion die 400 Meter der Frauen mit Lokalmatadorin Laura Müller (LC Rehlingen). Sie wurde in 52,97 Sekunden Dritte und stieg so schnell wie nie in die Saison ein. „Die Schnelligkeit ist da, der Rest entwickelt sich in den nächsten Rennen“, sagte die Lokalmatadorin.
Den Sieg holte sich die Deutsche Meisterin Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) in 52,63 Sekunden. „Bei dieser Kälte war das ein super Einstand“, freute sie sich, auch wenn sie insgeheim mit der Olympianorm von 52,20 Sekunden geliebäugelt hatte. Bei den Männern reichten Vize-Europameister Matthew Hudson Smith (Großbritannien) 46,14 Sekunden um seinen Vorjahressieg zu wiederholen. Alexander Gladitz (LG Hannover; 46,51 sec) wurde Dritter.
Katharina Bauer übersteht Sturz auf die Latte glimpflich
Eine Schrecksekunde gab es im Stabhochsprung der Frauen für Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen). Bei ihrem ersten Versuch über 4,35 Meter landete sie mit dem Nacken genau auf der vorher gerissenen Latte und blieb zunächst mit Schmerzen auf der Matte liegen. Nach einigen Minuten gab sie zwar Entwarnung, sie könne alles bewegen, wurde aber dennoch zur genaueren Untersuchung in ein örtliches Krankenhaus gebracht.
Von dort kam später die endgültige Entwarnung, es handele sich nur um eine starke Prellung. „Ich habe richtig Glück gehabt, auch dass die Nackenmuskulatur so gut ausgeprägt ist. Das hätte auch anders ausgehen können“, sagte sie erleichtert nach der Rückkehr ins Bungertstadion. Den Sieg holte sich Annika Roloff (MTV 49 Holzminden) mit übersprungenen 4,35 Metern vor den höhengleichen Regine Kramer (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Anjuli Knäsche (SG TSV Kronshagen/Kieler TB).
Jackie Baumann und Tobias Scherbarth mit weiteren deutschen Siegen
Über 400 Meter Hürden kam die Deutsche Meisterin Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen) als Siegerin im ersten Saisonrennen nach 57,59 Sekunden ins Ziel. Im Stabhochsprung setzte sich Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 5,55 Metern durch. „Die Sprünge werden von Wettkampf zu Wettkampf besser. Ich springe aber noch etwas zu verkrampft“, erlärte der WM-Siebte.
Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) musste sich im Kugelstoßen mit 19,58 Metern und Rang zwei hinter dem Polen Mateusz Mikos (19,68 m) begnügen. Wer sich die 52. Auflage des Rehlinger Pfingstsportfestes noch einmal anschauen möchte, kann dies in der Mediathek des Saarländischen Rundfunks tun, wo die komplette Live-Übertragung archiviert ist.
Manuel Keil / jhr